Diversity – auch bei der Arbeitszeitgestaltung
Diversity ist in HR Kreisen seit vielen Jahren ein wichtiges Thema. Experten verstehen darunter den Abbau von Diskriminierung und die Förderung von Chancengleichheit – unabhängig von Alter, Geschlecht, Ethnizität, sozialer Herkunft und sexueller Orientierung. Auch bei ATOSS ist das ein wichtiges Thema. Seit 2020 sind wir Mitglied der Charta der Vielfalt, einer Initiative der Bundesregierung. ATOSS unterstützt damit klar eine Kultur des Miteinanders, der Akzeptanz und der gelebten Diversität.
Wirft man einen Blick in die Unternehmenslandschaft, ist der produktive Mix aus jungen und älteren Generationen, weiblichen und männlichen Fachkräften und eine internationale Belegschaft längst Realität. Im Grunde lassen Demografie und Globalisierung auch gar nichts anderes zu. Die Generation 50+, auch Silver Worker oder Best Ager genannt, machte 2017 bereits 70 Prozent der zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte aus. Tendenz steigend.
In manchen Branchen, zum Beispiel Öffentliche Verwaltung oder Wasser- bzw. Abfallversorgung, ist mehr als jeder zehnte Beschäftigte sogar 60+. Der Ruf nach mehr Diversity im Unternehmen ist also fast schon überholt. Vielmehr geht es darum, die Anforderungen verschiedener Generationen in den Arbeitsalltag zu integrieren – zum Vorteil von Unternehmen und Mitarbeitern.
Wunscharbeitszeiten für jede Lebensphase
Arbeitszeitflexibilisierung ist kein Zukunftstrend mehr, sondern gelebte Realität und ein angemessenes Mittel, um Diversity zu fördern. Nehmen wir zum Beispiel das Gesundheitswesen. Es herrscht akuter Mangel an medizinischem Fachpersonal. Viele Kliniken und Pflegeeinrichtungen sind längst dazu übergegangen, Wunschdienste anzubieten, um auf dem Arbeitsmarkt attraktiver zu sein.
Das Klinikum Saarbrücken, Maximalversorger im Ballungsraum Saarland, bietet seit vielen Jahren Wunscharbeitszeiten an. Die rund 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können ihr Arbeitsvolumen mit drei Monaten Vorlauf in einem definierten Rahmen an ihre persönliche Lebenssituation anpassen. Zum Beispiel kann eine Vollzeitkraft die tarifliche Arbeitszeit auf 80 Prozent senken – befristet, für mindestens ein halbes Jahr oder auf unbestimmte Dauer – und nach Bedarf wieder auf 100 Prozent aufstocken.
Das Klinikum hat als zusätzliches Flexibilisierungsinstrument einen stationsübergreifenden Springerpool mit mehr als 30 Mitarbeitern eingeführt. Die überwiegend weiblichen medizinischen Fachkräfte stehen ausschließlich für die von ihnen ausgewählten Schichten oder Wochentage zur Verfügung. Individuelle Arbeitszeitmodelle ermöglichen dem regionalen Spitzenversorger eine hohe Versorgungssicherheit und machen ihn gleichzeitig zu einem attraktiven Arbeitgeber.
Individuelle Leistungsfähigkeit berücksichtigen
Die Generation 50+ macht einen Großteil der heutige Arbeitnehmer aus. Unternehmen können von wertvollem Erfahrungswissen profitieren, wenn sie diese Mitarbeiter gezielt in ihre Teams einbinden. Mit dem Lebensalter sinkt jedoch oft die Leistungsfähigkeit. Im gewerblichen Bereich, aber auch bei anderen körperlich anstrengenden Tätigkeiten, ist eine gesunde Work-Life-Balance inzwischen oft wichtiger als zusätzliches Geld.
Fest steht: Berücksichtigt die Arbeitszeitgestaltung die aktuelle Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter, hat das auch für Unternehmen Vorteile: Der Bedarf an Auszeiten oder der Ausfall durch Krankheit ist deutlich geringer und die Bereitschaft, eine zusätzliche Schicht zu übernehmen oder kurzfristig für Kollegen einzuspringen, steigt.
Ein nützliches Instrument, um Mitarbeitern bei der Arbeitszeitgestaltung mehr Spielraum zu geben, ist die sogenannte Schichttauschbörse. Davon profitiert zum Beispiel Medgate mit Europas größtem ärztlichen telemedizinische Zentrum. Das Team, bestehend aus 85 Mitarbeitenden am Patientenempfang, 22 telemedizinischen Assistentinnen sowie über 100 Ärztinnen und Ärzten, betreut und behandelt Patienten bei gesundheitlichen Anliegen rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr. Per App, Telefon oder Video. Bis zu 5.700 Patientenkontakte bewältigt das Team an Spitzentagen.
Die Mitarbeitenden des Patientenempfangs können über die Tauschbörse in Eigenverantwortung Arbeitszeiten mit Kolleginnen und Kollegen tauschen. Erlaubt ist, was gefällt. Das System prüft automatisch, ob beim Tausch die wenigen definierten Rahmenbedingungen wie Mindestbesetzungen oder maximale Arbeitszeit von fünf Arbeitstagen am Stück eingehalten werden.
Erfahrungen und Kompetenzen gezielt einsetzen
Diversity bedeutet nicht nur Verschiedenheit des Alters, des Geschlechts oder der Kultur. In einer Wissensgesellschaft geht es immer mehr darum, die verschiedenen Stärken der Mitarbeiter zum Vorteil des Unternehmens zu kombinieren. Wertvolle Erfahrungen, Fähigkeiten und Qualifikationen schlummern jedoch häufig in den Personalakten vor sich hin. Diese verborgene Kompetenz in Unternehmen, sollte Vorgesetzten bzw. Personalplanern transparent gemacht und zur Verfügung gestellt werden. So lässt sich das Wissen jedes einzelnen Mitarbeiters für die Gesamtleistung des Teams nutzen.
Unser Kunde J. Rettenmaier & Söhne hat sein Qualifikations- und Weiterbildungsmanagement fest im Griff. Jedem Musterarbeitsplatz ordnet das verarbeitende Produktionsunternehmen spezifische Soll-Qualifikationen, allen Mitarbeitern ihre persönlichen Ist-Qualifikationen zu. Ist der Mitarbeiter als Ersthelfer ausgebildet und kann er einen LKW fahren? Verfügt er über weitere relevante Qualifikationen?
In der Qualifikationsmatrix kann automatisch ein Soll-Ist-Abgleich durchgeführt werden. Auch die bereichsübergreifende Vertretungsorganisation wurde vereinfacht, da der verantwortliche Meister im Falle einer Unterbesetzung einen sofortigen Überblick über die Mitarbeiter mit den erforderlichen Mehrfachqualifikationen hat.
Workforce Management ist Diversity Management
Diversity im Unternehmen ist nur möglich, wenn den Anforderungen aller Mitarbeitergruppen entsprochen wird. Dazu gehört auch eine mitarbeiterorientierte Arbeitszeitgestaltung. Mit digitalem Workforce Management lassen sich innovative und vielseitige Konzepte leichter in die Praxis umsetzen, ohne dabei die gesetzlichen Rahmenbedingungen aus den Augen zu verlieren.